Jahresanfang / Jahresende

Zur Geschichte

Der 31. Dezember als Jahresende und der 1. Januar als Jahresanfang sind willkürliche Setzungen, "Buchhaltertermine" ohne kulturelle oder religiöse Verwurzelungen. Diesen Termin gibt es aber schon seit mehr als 2.000 Jahren: 46 vor Christus hat ihn Julius Caesar bei seiner - später so genannten - julianischen Kalenderreform eingeführt. Caesar löste mit dieser Setzung offiziell den 1. März als Jahresbeginn ab, der bei der Revision des römischen Kalenders 153 vor Christus festgelegt worden war. Der 1. März wurde aber auch nach der julianischen Kalenderreform von vielen Menschen beibehalten. Bis in unsere Tage lässt sich dies noch an unseren Monatsnamen ablesen: Der September (lat. septem = sieben) und der Dezember (lat. decem = zehn) geben noch die alten Monatsfolgen an, wenn vom März als erstem Monat gezählt wird. In christlicher Zeit ergaben sich neue Jahresanfangtermine, obgleich als offizielle Termine immer der 31. Dezember bzw. der 1. Januar gegolten haben.

Der christliche Jahresanfang

Im christlichen Abendland gab es verschiedene Jahresanfänge nebeneinander und - zum Teil - auch wechselnde Termine in Kanzleien und Regionen: Der 25. März (Annuntiationsstil/Marienjahr) setzte den Neubeginn mit der Zeugung Jesu gleich; der österliche Jahresbeginn (= Osterjahr) setzte die Auferstehung Jesu an den Anfang - das Jahr begann in der Osternacht mit der Weihe der Osterkerze, in die bis heute die neue Jahreszahl eingefügt wird; die Byzantiner dagegen begannen das Jahr am 1. September; weite Teile der Christenheit wählten den 25. Dezember, die Menschwerdung Christi, zum Jahresbeginn (= Inkarnationsstil). Der Jahresbeginn mit der Geburt Christi war insofern konsequent, weil diese Geburt als Zeitenwende und auch die Jahre "a nativitate domini" (und das Jahr damit als "anno domini") gezählt wurden.

Nach der Gregorianischen Kalenderreform 1582, als der offizielle Kalender wieder dem tropischen Jahr angepaßt wurde, setzte sich ganz allmählich der 31. Dezember als Jahresende und der 1. Januar als Jahresbeginn durch. 1691 hat Papst Innocenz XII. (1691 - 1700) diesen Jahresbeginn offiziell anerkannt.

Jenseits des bürgerlichen Jahres verläuft das Kirchenjahr, das in dem jährlichen Kreislauf der Natur, die Erinnerung an die christlichen Heilsereignisse doppelt wachhält: durch die wöchentliche Feier der Auferstehung im Rahmen der vom Judentum beibehaltenen Siebentagewoche und durch die Einbeziehung der Heilsereignisse in den Jahreslauf. Bis in das 9. Jahrhundert endete das Kirchenjahr mit dem Ablauf des Novembers und begann mit dem 1. Dezember; erst dann wurde das Kirchenjahr mit dem beweglichen 1. Advent begonnen. Das ältere Ende des Kirchenjahres im November ist der Grund für den Erhalt des Orakelbrauchtums am letzten Novembertag, dem Fest des hl. Andreas.

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